LIEBSTATTSONNTAG 14. März 2021 – die Geschichte des „Liabb´státt´n“

Auch wenn 2021 der Liebstattsonntag wegen der Corona Pandemie nur in abgespeckter Form stattfinden wird, lohnt es sich, sich diesem alten Brauch zu widmen. In den Backstuben werden schon fleißig Lebkuchenherzen gebacken und angeboten.

Auch im Radio und Fernsehen wird über dieses Brauchtum berichtet.

Termine:

13.3.2021: Radio OÖ – 18.30 Uhr in „Gsunga & gspuit“ mit Franz Wolfsgruber, Obmann des TV „Traunseer“

14.3.2021: 9.00 Uhr – LIVE Übertragung der Liebstattmesse in der Kath. Stadtpfarrkirche Gmunden in TV 1

Liebstattsonntag in Gmunden

Der Liebstattsonntag in Gmunden wird jedes Jahr am vierten Fastensonntag begangen.

Der Ursprung dieses Brauches wird vermutet, liegt in der 1641 in Gmunden neu aufgerichteten „Corpus Christi Bruderschaft“, welche nachweisbar bis 1788, aber  wahrscheinlich länger, ihren Bestand hatte und deren Aufgabe es war, das religiöse Leben in der Stadt zu vertiefen. Jedes Jahr, am vierten Fastensonntag, hielt diese Bruderschaft ihre Jahresversammlung ab und erneuerte dabei das Gelöbnis der Glaubenstreue und der brüderlichen Liebe, das „Liabb´státt´n“, Liebe bestätigen. Im Laufe der Zeit wandelte sich dies aber zu einem Liebe abstatten.

Die Überlieferung sagt auch, dass an diesem Tage die Bruderschaft, die Armen der Stadt zu einem festlichen Mahl eingeladen hatte, und dieses auch selbst auftrug. Einem Bericht im „Gmundner Wochenblatt“ von 1856 kann man entnehmen, dass an diesem Sonntag Liebschaften begonnen, aber auch beendet wurden. Dabei spielte Lebkuchen und Met eine Rolle.

Zahlreiche Annoncen in den regionalen Zeitungen weisen darauf hin, dass der Liebstattsonntag  in der Traunsee-Stadt jedes Jahr begangen wurde. Nach dem ersten Weltkrieg dürfte es dann etwas ruhiger um diesen Tag geworden sein. Er wurde eher im kleinen Kreis, also innerhalb der Vereine und in den Gasthäusern gepflegt.

Nach dem zweiten Weltkrieg war es der damalige Vereinsobmann des Trachtenvereins „Traunseer“, Franz Bogner, der 1946 mit einer größeren Liebstattfeier im Verein, den Brauch wieder zu beleben versuchte. 1959 scheint dann in den Protokollen des Trachtenvereins das erste Mal der Kirchgang auf und es wurden Herzen an Autofahrer und Passanten verteilt. Seit dieser Zeit wuchs die Beliebtheit dieses Tages von Jahr zu Jahr mehr. Bis 1990 oblag die gesamte Organisation dem Trachtenverein „Traunseer“.  Dann beteiligten sich auch Stadtgemeinde, Kurverwaltung und  Konditoren (sie stellen Herzen für die Vereine zur Verfügung) an den Vorbereitungen.

In der Zwischenzeit schlossen sich der Trachtenverein „Alt-Gmunden“ und die Goldhauben- und Kopftuchgruppe Gmunden an.

                       Liebstattsonntag 2020

Die Vereine treffen sich seither um 9 Uhr, alle in ihren Vereinstrachten (Fest-, Jung-, Bürgertracht,  Goldhaube, sowie Kopftuch, Schwammerl- und Salzträgertracht) zum Kirchgang in die Stadtpfarrkirche,  wo seit dem Jahre 1977, mit einigen Ausnahmen, die „Bauernmesse“ gesungen wird. Im Anschluss daran formiert sich ein Festzug, voran abwechselnd die „Stadtkapelle Gmunden“ oder die „Werkskapelle Laufen Gmunden Engelhof“, um gemeinsam zum Rathausplatz zu marschieren. Nach der Begrüßung durch unsere Stadtväter und einer kurzen Erklärung des Brauches durch den Obmann der „Traunseer“, Franz Wolfsgruber, werden die mitgebrachten Herzen an Freunde, Gäste und Einheimische verschenkt, bis die Körbe leer sind. Der Liebstattsonntag in Gmunden hat sich, soweit man ihn zurückverfolgen kann, in seiner Ausführung etwas gewandelt. Der Grundgedanke jedoch, Liebe zu bestätigen oder Liebe abzustatten und sich zu beschenken, ist erhalten geblieben. Dies geschieht heute in Form eines liebevoll verzierten  Lebkuchenherzens.

Einen Großteil dieser Herzen backen und verzieren die Vereinsmitglieder schon etliche Wochen vorher selbst.  Es gibt aber auch viele, die bei den Gmundner Konditoren Herzen kaufen, um anderen eine Freude zu machen.

Der Trachtenverein „Traunseer“ besucht seit ungefähr 1977 die Krankenhäuser, Altenheime und soziale Einrichtungen  der Stadt, um dort an Patienten, Personal und Bewohner Liebstattherzen zu verschenken und auch in die Schulen wird dieser beliebte Brauch getragen.

Quelle: Archiv des TV „Traunseer“