Liebstatt und der Trachtenverein „Traunseer“

Wenn man von Liebstatt in Gmunden spricht, wird automatisch der Trachtenverein „Traunseer“ damit in Verbindung gebracht. War er es doch, der vor mehr als 50 Jahren diesen alten Brauch, der zuvor nur in  den Gasthäusern mit Herzen und Met gepflegt wurde,  zu neuem Leben erweckte.  Bereits im Jahre 1946 wurde Liebstatt schon in größerem Rahmen mit einer Liebstattfeier im Gasthof „Hois´n“ und später in den jeweiligen Vereinslokalen gefeiert.

Zurückverfolgen können wir diesen alten Brauch bis ins 17. Jahrhundert. Im Jahre 1641 wurde in Gmunden die „Corporis Christi“ Bruderschaft neuerdings aufgerichtet, welche zweifellos schon in früherer Zeit existiert hatte. Ihr Bestand wurde auf Ansuchen des damaligen Stadtfparrers Thomas Mayr und der Pfarrgemeinde vom Passauer Bischof Leopold Wilhelm am 19. Dezember 1641 bestätigt. Die Bruderschaft befasste sich hauptsächlich mit der Beteiligung an kirchlichen Festen, um den katholischen Glauben zu vertiefen. Zusammengesetzt war sie aus Männern und Frauen der besten und einflussreichsten Kreise der Stadt. Als Vorstand fungierte der jeweilige Stadtpfarrer.

Alljährlich fand dann am Mittfastensonntag, das ist der vierte Fastensonntag, die feierliche Jahreshauptversammlung statt, wo unter anderem auch das Gelöbnis der Glaubenstreue und brüderlichen Liebe, das so genannte „Lieb b´statten“, erneuert wurde. Diese wurde mit feierlichem Kirchgang begangen und auch für die Bevölkerung wurde von der Bruderschaft ein festliches Mahl aufgetragen. Dazu durfte auch ausnahmsweise die Musik spielen.

Das Volksverständnis machte aus dem „Lieb b´statten“ bald ein „Liebe abstatten“, wobei Herzen und Met eine große Rolle spielten.Es wandelten sich zwar bis heute manche Äußerlichkeiten, aber das Wesentliche blieb unverändert:
Ein festlicher Sonntag, mitten in der Fastenzeit, der feierliche Kirchgang in schöner alter Gmundner Tracht, und das anschließende Verschenken der Lebzelten.

Hunderte Lebkuchenherzen werden hier alljährlich von den Vereinsmitgliedern in Eigenregie aufgebracht und an die zahlreichen Besucher verschenkt. Im Krankenhaus und in den Altersheimen verteilen unsere Goldhaubenfrauen jedes Jahr die von der Stadtgemeinde zur Verfügung gestellten Herzen und verbreiten so ein bisschen Freude an diesem Tag. Aber auch unsere Konditoren wissen um den Brauch des Schenkens und spenden etliche Herzen.

Es ist für die „Traunseer“, die ja heuer ihren 100-jährigen Bestand feiern und somit der älteste Verein im Verband Salzkammergut sind ,  eine sehr ehrenvolle Aufgabe, diesen Brauch – für Gmunden – in seiner ursprünglichen Form zu gestalten und zu erhalten.